Viele Erwachsene nehmen an, dass Kinder heutzutage genau wissen, dass Fleisch von Tieren stammt und Milch von Kühen. Studien zeigen jedoch: Dieses Wissen ist bei vielen Kindern – vor allem in jungen Jahren – lückenhaft.

Beispiele & Zitate aus Kinderinterviews

Hier einige reale Aussagen von Kindern aus Studien und Interviews (frei übersetzt/zitiert):

  • „Ich dachte, die Kühe geben immer Milch, so wie Wasser aus dem Wasserhahn.“ (Mädchen, 5 Jahre)
  • „Die Wurst wächst in der Fabrik. Da gibt’s Maschinen, die die machen.“ (Junge, 6 Jahre)
  • „Das Schwein wird erst gestreichelt und dann schläft es ein und dann wird es geschnitten. Aber das tut nicht weh, oder?“ (Mädchen, 7 Jahre)
  • „Ich will das nicht wissen, weil dann kann ich’s nicht mehr essen.“ (Junge, 9 Jahre)
  • „Man kann doch auch das Tier scheren oder melken, dann bleibt es lebendig. Warum muss es sterben?“ (Mädchen, 8 Jahre)

Diese Aussagen zeigen sehr gut, wie Kinder zwischen naiven Vorstellungen, Halbwissen und echtem Interesse schwanken.


Fehlvorstellungen von Kindern über Lebensmittel

In den letzten Jahren haben Forscher untersucht, was Kinder über die Herkunft von Nahrungsmitteln wissen. Besonders aufschlussreich ist eine viel zitierte Studie der University of California, Davis (2021). In dieser Befragung von 176 Kindern zwischen 4 und 7 Jahren in den USA kam heraus:

  • 41 % der Kinder glaubten, dass Hot Dogs von Pflanzen stammen.

  • 44 % dachten, dass Speck von Pflanzen stammt.

  • 34 % glaubten, Hamburger seien pflanzlich.

  • Auch Käse und Milch wurden von einem relevanten Teil der Kinder nicht korrekt als tierische Produkte erkannt.

Diese Ergebnisse zeigen, dass viele Kinder Fleischprodukte nicht automatisch mit Tieren verknüpfen. Selbst Grundnahrungsmittel wie Käse und Eier wurden von etlichen Kindern in der Studie als „pflanzlich“ eingestuft.

Ähnliche Ergebnisse in Europa

Auch in Deutschland gibt es Hinweise auf Missverständnisse:

  • Eine Forsa-Umfrage von 2016 ergab, dass etwa 25 % der Kinder zwischen 6 und 12 Jahren nicht wussten, dass Schweine Schnitzel „liefern“.

  • In einer älteren britischen Studie (British Nutrition Foundation, 2013) dachten 29 % der Grundschüler, dass Käse aus Pflanzen hergestellt wird, und etwa 1 von 5 Kindern glaubte, dass Nudeln von Tieren stammen.

Warum wissen Kinder das oft nicht?

Es gibt mehrere Gründe dafür:

  • Immer weniger Kinder wachsen in ländlicher Umgebung oder mit Tieren auf.

  • Lebensmittel werden in Supermärkten stark verarbeitet verkauft — ein Schwein ist für Kinder schwer mit einem verpackten Schnitzel zu verbinden.

  • Eltern und Bildungseinrichtungen erklären oft nicht genau, wie Lebensmittel entstehen, oder meiden aus emotionalen Gründen das Thema „Schlachten“.

Bildung als Schlüssel

Experten wie die Autor:innen der UC Davis-Studie betonen, dass frühe Aufklärung wichtig ist, um Kindern ein realistisches Bild zu vermitteln — nicht nur, um Wissen zu vermitteln, sondern auch, um Wertschätzung für Lebensmittel und Tiere zu fördern.

Programme in Schulen oder Bauernhofbesuche können helfen, die Lücken zu schließen. In Deutschland gibt es Initiativen wie „Lernort Bauernhof“, die Kindern zeigen, wie Kühe gemolken werden oder woher Eier kommen.


Fazit

Kinder verbinden Fleisch und Milch oft nicht mit Tieren, vor allem im Vorschul- und Grundschulalter. Studien zeigen, dass ein Drittel bis fast die Hälfte der Kinder diese Zusammenhänge falsch einschätzt. Hier sind Aufklärung und Erfahrung entscheidend, um Kindern ein realistisches und gesundes Verhältnis zu Lebensmitteln zu vermitteln.


Quellen:

  • McGuire, J. & al.: Children are not little vegetarians: what young children know about the origins of their food. UC Davis, 2021.

  • Forsa-Umfrage im Auftrag des BMEL, 2016.

  • British Nutrition Foundation, Food Education Report, 2013.


Wissen Kinder, was mit den Tieren passiert?

1. Verstehen Kinder, dass Tiere dafür sterben?

Die UC-Davis-Studie (2021), die ich vorhin erwähnt habe, fand auch heraus:

  • Viele Kinder, die wussten, dass Fleisch von Tieren stammt, verbanden dies nicht mit Töten.

  • Zitat der Autoren:

    „Many children seem to believe that animals provide meat in the same way they provide eggs or milk — without harm.“

Eine andere qualitative Untersuchung (Richards et al., 2013) in Großbritannien mit 6–10-jährigen Kindern zeigte:

  • Etwa die Hälfte der Kinder wusste, dass Tiere sterben, wenn sie gegessen werden.

  • Die andere Hälfte dachte, das Tier „gibt“ Fleisch wie Milch und lebt danach weiter.

2. Emotionale Distanz und Abwehrmechanismen

Eine norwegische Studie (Gunnarsson et al., 2016) fand:

  • Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, die den Zusammenhang zwischen Tier und Fleisch kannten, wollten oft nicht weiter darüber sprechen oder empfanden Unbehagen.

  • Viele verdrängen das Töten oder stellen es sich „harmlos“ vor.

3. Bauernhofbesuche & Aufklärung

Programme wie „Lernort Bauernhof“ zeigen: wenn Kinder einen Schlachtprozess oder den Alltag auf einem Mastbetrieb sehen, reagieren viele mit Überraschung oder sogar Abscheu — ein Zeichen dafür, dass sie vorher keine klare Vorstellung davon hatten.

Eine Forsa-Umfrage (2016, DE) unter Eltern und Lehrern deutet ebenfalls darauf hin:

  • Nur 15–20 % der Grundschulkinder in Deutschland wissen einigermaßen konkret, dass und wie Tiere geschlachtet werden.

  • Viele Kinder dachten, das Tier wird „betäubt“ und „das Fleisch wächst nach“ — also eine Mischung aus Wunschdenken und Halbwissen.


Fazit:

Selbst wenn Kinder wissen, dass Fleisch von Tieren und Milch von Kühen kommt, hat der Großteil keine klare oder realistische Vorstellung davon, was mit den Tieren passiert:

  • Wie sie leben (Haltungsbedingungen),

  • wie sie sterben (Schlachtung) und

  • dass das Tier für Fleisch nicht weiterlebt.

Das Wissen darüber nimmt mit dem Alter zu, aber auch Erwachsene blenden diesen Zusammenhang oft aus. Psychologisch spricht man hier von der „Meat Paradox“: Menschen mögen Tiere, möchten sie nicht leiden sehen — und essen sie dennoch.


Quellen:

  • McGuire et al., UC Davis, 2021.

  • Richards et al., British Journal of Developmental Psychology, 2013.

  • Gunnarsson et al., Norwegian School of Veterinary Science, 2016.

  • Forsa-Umfrage im Auftrag des BMEL, 2016.

 

🛑 Wichtiger Hinweis für Eltern und Erziehungsberechtigte
Jedes Kind ist anders. Wie Kinder auf Informationen über die Herkunft von Fleisch und Milch reagieren, hängt stark von ihrem Alter, ihrem Charakter, ihren bisherigen Erfahrungen und ihrem Umfeld ab.

Ihr kennt euer Kind am besten. Prüft selbst, wie offen, sensibel oder emotional euer Kind auf solche Themen reagiert und entscheidet, was, wie und wann ihr etwas ansprecht.

Im Zweifel: weniger ist mehr – lasst Raum für Fragen statt alles auf einmal erklären zu wollen.
Und wenn euer Kind danach länger darüber nachdenkt oder traurig ist: Das ist nicht unbedingt schlecht – sondern oft ein Zeichen von Mitgefühl und innerem Verarbeiten.

Buch: Warum wir keine Tiere essen

„I don’t want to eat animals“

Die kleine Fine lebt mit ihrer Familie weit draußen auf dem Land. Ihr Nachbar ist der Bauer Herr Karl, der viele Milchkühe hat. Eine Kuh mag Fine besonders gern, die heißt Luise. Jeden Tag besucht sie ihre Freundin und bringt ihr frische Kräuter, denn bald wird Luises erstes Kälbchen zur Welt kommen: Max! Als Fine Max und Luise nach der Geburt im Stall besuchen will, fehlt von Max jede Spur. Sie macht sich auf die Suche nach dem kleinen Kälbchen und findet es am anderen Ende des Bauernhofs in einer kleinen Box wieder. Warum wurde Max nach der Geburt von Luise getrennt? Warum darf das Kälbchen nicht Luises Milch trinken? Und was haben die Erwachsenen zu verbergen? Max & Fine ist ein Buch über Freundschaft, Mut, Selbstvertrauen, Freiheit und die Milch. Es zeigt, dass jeder etwas verändern kann, wenn er nur daran glaubt.